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Überschärft, distanziert, bisweilen verstörend


Artikel von ​Judith Hochstrasser in der Familienzeitschrift «Sonntag»

Kann man in diese Würfel reinbeissen wie in Gummibärchen? Schmecken die süss? Wer es schafft, zwei Speckwürfel so zu malen, dass selbst ein Vegetarier die weisse Wand in seinem Esszimmer mit ihrer kühl-glitzernden, verwirrend distanzierten Schönheit veredeln würde, der hat das Wesen des Hyperrealismus eindringlich auf Leinwand gebannt. Der Zürcher Künstler Christoph Eberle hat sich ganz dieser unbestechlichen Stilrichtung verschrieben. Das tägliche Leben überrascht mit kurzen Momenten der Klarheit, und genau diese Augenblicke möchte der 45-Jährige festhalten. Dabei ist Licht stets ein tragendes Element: Wie es sich über Objekte giesst, wie es sie erst als Körper definiert. Besonders eindrücklich ist dies im Gemälde «Bett» zu erkennen. Das scheinbar zufällig und doch perfekt lässig hingeworfene Leintuch besticht mit erstarrter Ästhetik. Es wurde zerwühlt, ist nun aber verlassen, man ahnt die Leere und doch das Leben. Wer sich in die Betrachtung überschärfter, ja verstörender Wirklichkeit verlieren möchte, kann die Ölbilder von Eberle noch bis zum 12. Dezember in einer Ausstellung der Galerie Wehrli am Zeltweg 26 in Zürich bestaunen. Geöffnet ist sie jeweils von Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und am Samstag von 11 bis 16 Uhr.

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